„Cradle to Cradle“ in der Kommunikation
Was könnte nachhaltige, ökologische und sinnvolle Kommunikation sein?
Der Rohstoffkreislauf der Cradle to Cradle Philosophie als Ansatz für den Ablaufprozess in der Kommunikation – oder wie wir Informationsmüll vermeiden.
Seit einem Jahr bieten wir für unsere Kunden Druckprodukte an, die im Cradle to Cradle Verfahren hergestellt werden. Kurz gesagt heißt das, dass die Druckprodukte am Ende ihres Lebenszyklusses wieder vollständig verwertet werden können und somit im natürlichen Kreislauf wieder zum Rohstoff werden. Inspiriert dadurch haben wir uns Gedanken gemacht, was wir heute neben materiellen Produkten noch so alles an Müll produzieren. Wir sprechen hier von Informationen solange sie noch keine feststoffliche Form haben, also z.B. Gedanken, Worte, Nachrichten oder Botschaften. Da wir uns schon lange mit sinnvoller Kommunikation beschäftigen, haben wir einen Ansatz erarbeitet, wie Cradle to Cradle für die Kommunikation von heute aussehen könnte. Unsere Überlegungen leiteten uns dabei, angefangen bei einfacher zwischenmenschlicher Kommunikation bis hin zu digitalen und gedruckte Medien.
Ist Cradle to Cradle überhaupt digital abbildbar?
Bei der Produktion von Wirklich umweltfreundlich drucken – mit Cradle to Cradle Cradle to Cradle Druckprodukten entsteht wirklich ein Produkt, das zu 100% wiederverwendbar ist. Genau gesagt, können so die Papierprodukte einfach auf dem Kompost landen und werden zu guter neuer Erde. Wenn wir heute von Kommunikationsprodukten in digitaler Form sprechen, dann überlegen wir allerdings meist überhaupt nicht, ob das nachhaltig oder wiederverwertbar ist. Es entsteht ja kein anfassbares Produkt und daher bleibt auch die Diskussion über Umweltverträglichkeit im Dunkeln. Aber nur weil wir nicht darüber nachdenken, es nicht direkt sehen oder spüren, heißt das ja nicht, dass es nichts verursacht. Im Vergleich z.B. verursacht eine Tageszeitung 28 kg CO2 pro Jahr, wobei diese mehrmals gelesen werden kann und sogar wenn richtig gedruckt keinen Abfall verursacht. Eine Stunde Onlinerecherche im Internet dagegen verursacht 70 kg CO2 und ist dabei genau so schnell im Winde verweht, wie es aufgerufen wurde. Das berechnete CO2 bei den Onlinediensten entsteht dabei durch weltweite Serverfarmen, über die diese Informationen abgerufen werden können und die dafür benötigte Energie. Eine weitere Energie, die für diese ganzen Inhalte aufgewendet werden muss, ist die menschliche Arbeit. Irgendjemand muss die Inhalte ja auch erarbeiten.
Eine weitere Thematik neben dieser Tatsache ist, dass wir uns auch überhaupt keine Gedanken über sinnvolle Begrenzung von digitalen Informationen machen. Wir stopfen das Netz mit jedem Mist voll, denn es kostet ja nichts und macht auch nichts. Dabei unerkannt ist, dass diese Mengen an Informationsmüll uns ja auch wieder entgegentreten, d.h. bei Recherchen gefiltert werden müssen und im schlimmsten Fall zu Unwahrheit und Unklarheit führen.
Um die Frage des Anfangs zu beantworten: Digitale Kommunikation ist alles, aber in keinem Falle nachhaltig und umweltverträglich – zumindest nicht wenn sie inflationär und ohne Grenzen eingesetzt wird.
Wie könnte Kommunikation anders gedacht werden?
Wichtig bei dieser Überlegung ist, dass es gar nicht immer darum geht alles zu 100% rückbaubar oder nachhaltig zu gestalten und zu leben. Wichtig ist es damit anzufangen sinnvollere und einfachere Prozesse zu leben und einzuführen. Uns ist auch bewusst, dass die Ausführungen von oben nicht zwangsläufig sofort dazu führen müssen digitale Medien komplett abzuschalten. Es geht darum anzufangen hier ein Bewusstsein zu entwickeln, wie diese Energien besser kanalisiert, gebündelt und verarbeitet werden können - und der erste Schritt dazu ist immer ein Bewusstsein dafür zu entwickeln. Und das tun wir hiermit und regen auch alle dazu an.
Analogie des biologischen und technischen Kreislaufes
Nehmen wir die beiden Kreisläufe und übertragen sie in die Welt der Informationstechnologie, dann könnten wir behaupten einen Kreislauf der reinen Kommunikation (technischer Kreislauf = Wiederverwendbar) und einen Kreislauf der Medien (biologischer Kreislauf = Verbrauchsprodukte) zu haben.
Webseite Cradle to Cradle e.V. Wie die beiden Kreisläufe im Cradle to Cradle definiert sind könnt ihr hier lesen.
Im Kommunikationskreislauf dreht sich alles um das Entstehen und Vergehen von Information im geistigen Sinne. Wie in unserem Kreislauf der kreativen Prozesse beginnt hier alles mit einer Idee oder einem Gedanken. Der Gedanke wird mit Leidenschaft zu etwas Konkretem, d.h. einer Ausformulierung oder einem Grobkonzept. Mit der Kompetenz und dem fachlichen Wissen gedeiht dieses Grobkonzept zu dem Endprodukt, z.B. ein einfaches Gespräch, ein ausformulierter Text oder ein Bild. Über die Präsentation gelangt dieses in den Kanal des Wahrnehmenden. Hier wird es aufgenommen, betrachtet oder gehört. Der Wahrnehmende zerlegt diese Bestandteile nun wieder über seinen Gedankenapparat in neue Teile und gibt mit neuen Ideen dem Kreislauf einen neuen Startpunkt.
Im Kreislauf der Medien schaut es dagegen schon konkreter aus. Über das Erlernte und die Gedanken im Kopf des Kreativen entstehen Worte, Silben, Töne die in der Verarbeitung durch den Gestalter zu dem fertigen Medieninhalt wachsen. Diese können beispielsweise Texte, Grafiken, Flyern, Webseiten sein. Der Informationssuchende nutzt diese Medien in dem er liest, betrachtet, hört oder fühlt. Je nach Medienform stellt sich dann die Frage wie dieses Produkt bzw. dieses Wissen konkret zurückgebaut werden kann und wieder in den Kreislauf integriert wird. Wird aus einem Musikstück z.B. ein Remix oder eine Neuinterpretation oder aus vielen einzelnen Texten ein Sammelband? Oder wird das Endprodukt einfach weggeworfen, weil es seinen Dienst erfüllt hat?
Gespräche als Basis von Kommunikationskreisläufen
Im Grundsatz ist jedes Gespräch ein Kreislauf von Kommunikation. Informationen werden aufgetischt, diskutiert, aufgenommen, verarbeitet, weiterentwickelt und wieder in den Kreislauf eingebracht. Es stellt sich dabei die Frage, ob es sich in der Realität aber immer wirklich um einen Kreislauf handelt. Viele Unterhaltungen sind doch oft eher ein Kampf des Rechthabens und nicht des gemeinsamen Austauschs. Für uns stellt genau diese Kommunikationsform das Abbild von Kommunikationsmüll dar. Achtsame, befruchtende Gespräche dagegen können gemeinsam wachsen und gedeihen. Es ist daher ratsam, sich darüber im Klaren zu sein, welche Art von Kommunikation man führen möchte.
Sollte die Informationsbranche zur Ruhe kommen?
In dem schon oben beschriebenen Leichtsinn – Information inflationär zu gestalten und generieren – könnten wir uns die Frage stellen, ob wir uns damit einer Überreizung ausliefern, die für den Mensch und seine Wahrnehmung zu viel ist. Aktuelle Tendenzen von Informations-Overflow und Social-Media-Massenpostings geben dem wohl Recht. Damit ein Mensch gesund und heil ist, benötigt er auch viel Ruhe. Ruhe die in der heutigen Zeit sehr schwer zu erreichen ist, denn selbst, wenn man sich an einen stillen Ort verzieht, braucht es doch einige Zeit bis das Gedankenkarussell an aufgelaufenem Input zur Ruhe gekommen ist.
Wir sind der Meinung eine Diskussion darüber Medieninhalte zu reduzieren und damit sinnvoller, ruhiger und nachhaltiger zu kommunizieren, ist einer der wichtigsten Faktoren heutiger Kommunikation.